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Alt 16.02.2016, 16:08
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Solwac Solwac ist offline
Revelation
 
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AW: Botwinniks Schachcomputer

Natürlich steht in all den Aufsätzen und Büchern auch etwas zum Thema und wenn Marty Hirsch dort Inspirationen gefunden hat, gut.
Aber all die Wege auf denen Figuren zu einem Königsangriff kommen sollten und dann auch in der richtigen Reihenfolge, das ist alles für den Menschen auf den ersten Blick interessant. Aber es fehlt völlig an einer Implementierung oder auch nur an Ideen dazu.

Botwinnik hat relativ wenige ausgesuchte Stellungen vorgeführt. Bei den Erläuterungen zu einem Mattangriff mit einem Damenopfer hat er mit vielen Worten den recht knappen Suchbaum (der Suchbaum war handgezeichnet, aber es gab nirgendwo Zahlenkolonnen o.ä., die von einem Programm hätten sein können) hat einer (ich weiß nicht mehr wer und bei welcher Gelegenheit, vielleicht finde ich es noch) einen Bauern um ein Feld verstellt. Dieser Bauer erlaubt die ganze Kombination nicht, aber die Ausführungen und der Suchbaum wurden dadurch nicht berührt. Bis nach einiger Zeit Botwinnik stockte und merkte, dass der Mattangriff so nicht mehr funktionierte. Aber dies hat er als sehr guter Schach spielender Mensch gesehen, nicht durch Anwendung der Algorithmen in Pionier.

Er hat es auch immer abgelehnt anderer Leute Stellungen zur Analyse zu akzeptieren. Sein guter Name hat ihm über viele Jahre den Rücken frei gehalten, aber irgendwann war die Computertechnologie so weit, dass von ihm selbst aufgestellte Anforderungen erfüllbar waren. Vor einem Besuch in den USA wurde ihm für etliche Wochen der Gebrauch einer gut ausgestatteten Workstation angeboten (er hatte sich vorher über fehlende Rechenzeit beklagt). Einige aus seiner Arbeitsgruppe wollten dies auch nutzen, aber vom Chef kam ein njet. Beim Besuch selber kamen dann wieder die altbewährten Diagramme und Zugbäume, etwas weniger schlank als beim letzten Mal...

Hans Berliner hat den schachlichen Gehalt der Diagramme erfassen können und auch die Unterschiede zur Version aus früheren Jahren. Er hat einen unpassenden Tonfall gebraucht, aber inhaltlich ist an seiner Kritik nie gerüttelt worden. Von keinem kam auch nur ein ernsthafter Versuch.
Die Diskussionen in den Newsroups verlagerte sich schnell auf Seitenthemen (so hat Hsu einmal die geringe Knotenzahl einer A*-Suche von Hitech angegriffen, es gab viele Missverständnisse... - Hsu und Berliner hatten eh nicht die beste gemeinsame Geschichte).

Aus meiner Sicht sollte man Botwinnik und Pionier abhaken und nicht noch mehr Zeit verschwenden. Viele Ideen für eine rein selektive Suche sind bei Nitsche und Henne angegangen worden, man sieht die Stärken und Schwächen des Ansatzes. Warum? Weil der Wettbewerb gesucht wurde. Fortschritte konnten durch Partien bewertet werden. Alles das fehlt Pionier.
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Walter (16.02.2016)