
Zitat von
MaximinusThrax
Allerdings fragt man sich was die Spracklens all die ganzen Jahre bei Saitek getrieben haben.
Hm, schauen wir doch mal auf die Ergebnisse bei den WMs.
1987 kein Fidelity
1988 nur knapp schlechter als die Mephistos (bei kräftigem Gebalge jenseits der 64 Felder)
1989 kein Fidelity
1990 kein Fidelity
Fazit bis dahin: Fidelity hat offenbar weniger Aufwand vor Ort bei den Weltmeisterschaften gezeigt, das Programm der Spracklens hätte mit etwas Glück aber durchaus einen Titel holen können. Man könnte es mit Boris Becker vergleichen, der nie ein Turnier auf Sand gewonnen hat.
Danach wechselten die Spracklens zu Saitek (Fidelity hatten Hegener und Glaser übernommen)
1991 Saitek schickt ein offenbar noch nicht fertig entwickeltes Programm der Spracklens zur WM. Die SPARC CPU war vergleichbar mit den 486ern der Konkurrenz und damit technisch auf der Höhe der Zeit. Im Turnier zeigten sich Stärken und Schwächen des Programms, das Endergebnis würde ich aber als "nicht enttäuschend" werten.
1992 Bei der offenen WM gibt es drei schöne Siege in den ersten drei Runden, ein remis gegen Zugzwang und einen falschen Abtausch samt Niederlage gegen die Chessmachine. Mit etwas mehr Glück wäre also ein Sieg möglich gewesen.
1993 Der Kasparov Sparc trat an, aber die Zeit der Spracklens bei Saitek war schon vorbei. Nach der WM 1992 trennten sich die Wege. Das Turnier wurde dominiert von den PC-Programmen auf 486 und Pentium. Inzwischen hatte sich auch der Nullmove herum gesprochen, die taktische Überlegenheit des Spracklen-Programms war geschwunden. Es reichte "nur" zum Mittelfeld mit 4,5 Punkten aus 9 Partien.
Mein Fazit: Eric Winkler hat den Spracklens drei Jahre Entwicklung finanziert, heraus kam ein "Fastsieger". Rückblickend dürfte der Hauptfehler die Wahl der SPARC CPU gewesen sein, verschärft durch die Programmierung in Assembler. Intel konnte mit den 486ern und den Pentiums die Geschwindigkeit massiv steigern und dabei die Preise senken. Es konnten sich also mehr Leute einen schnellen PC leisten und die Zeit der Brettcomputer allgemein beenden. Ein Programm auf SPARC war hingegen auf teurere Hardware beschränkt und auch da zeigten sich Probleme mit der Kühlung. Ed Schröder hat den Umstieg auf Intel mit dem C-Programm Gideon besser hinbekommen. Ich weiß nicht, wie viel Geschwindigkeit die Verwendung von Assembler auf dem SPARC gebracht hat, zumindest dürfte der Aufwand beträchtlich gewesen sein (damals waren die Compiler noch nicht so gut wie heute, aber natürlich in der Entwicklung auch schon deutlich schneller).
Das Programm als solches war auf jeden Fall auf der Höhe der Zeit, auch andere hatten Stärken und Schwächen. Allerdings werden wir nie erfahren, ob die Spracklens sich dem ändernden Umfeld (mehr Programme auf Hardware für jedermann, Nullmove und kurz danach mehr Kommunikation über Chessserver und Internet) hätten anpassen können.