
Zitat von
bretti
So, diese interessante Partie lohnt, nochmals betrachtet zu werden:
Erster berechneter Zug von Hiarcs war wohl 16. Tfd1, oder? Bereits gespielt wurde das - plausiblere - 16. Lf3. Danach dürfte Schwarz zu 16.-Sf6 veranlasst sein, wonach er nicht so schnell Initiative am Königsflügel mit f5, g5 wie in der Partie entfalten kann.
Hallo Stefan,
schön zu wissen, dass Hiarcs so lange auf Theoriewegen gewesen ist. Tatsächlich war 11.a4 letzter Buchzug und die Bewertung für 12.Sd2 lag bei -0.07 in Tiefe 13/30. Stockfish zog mit 14...La6 das letzte Mal aus dem Buch.
@alle Turnierteilnehmer: Wird nun langsam klarer, warum ich es bevorzuge neben den Zügen auch Bemerkungen über den jeweils letzten Buchzug in den Notationen vorzufinden?

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18. Lf3 nutzte zumindest in Verbindung mit dem Rückzug 20. Lg2 erkennbar nur Schwarz: der schwarze Springer liebäugelt mit dem Feld e4 und auch in der Partie kam es schon wenige Züge später zu 23.-Se4 mit recht komfortablen Vorteil. Dass die Stellung für Computer schwierig ist, zeigt eine kurze Analyse mit Stockfish 2.01 (64bit), der bei Suchtiefe 26/30 ebenfalls 18. Lf3 Sf6 19. Lf4 als Hauptvariante anzeigt (Bewertung 0.00). Besser war aus meiner Sicht 18. Lg5, wobei mir die schwarze Stellung nach 18.-Tb8 mehr zusagt.
Statt 20. Lg2 wäre 20. h4 meine Wahl. Auch 21. h4 (statt 21. Le3) wäre wohl besser gewesen, um der schwarzen Initiative mit g5 vorzubeugen.
Hiarcs 13.2 hätte 23. Sa3 (statt 23. Ld2) favourisiert. Weiß ist sicher bereits im Nachteil, aber der etwas passiv anmutende Rückzug des Springers plant nicht nur Sa3-b5, sondern entlastet auch die weiße Db3, die meiner Ansicht nach nicht gut steht, von der Deckung des Sc4.
Im weiteren Verlauf gibt es viele interessante Varianten, aber eine wirklich große Chance bot sich Hiarcs tatsächlich nochmal nach 47.-h5? Anstelle von 48. gxh5? wäre die Stellung nach 48. g5+ wohl sogar wieder ausgeglichen gewesen! 48.-Kf5 ist erzwungen (48.-Kg7 49. Tc7+ verliert sofort und 48.-Ke6 dürfte nach 49. Sc6+ wohl auch für Weiß gewonnen sein). 49. Sf7 und angesichts der Doppeldrohung Sxc8 und Sh6+ nebst Sxg8 gewinnt Weiß (zunächst) die Qualität und hat gute Chancen, das Endspiel unentschieden zu halten! Hiarcs 13.2 bevorzugt ab Tiefe 15 die remisverdächtige Fortsetzung. Wahrscheinlich wird in dieser Stellung auf dem Revelation eine solche Suchtiefe bei durchschnittlich 30sek/Zug nicht erreicht. Die Bewertung ist dann am PC-Hiarcs ziemlich deutlich: ca. 0,0 für 48. g5+ und ca. -1,5 für 48. gxh5 (jeweils Suchtiefe 21/46) was ja rein materiell zunächst einen Bauern gewinnt!).
Ja, ich kann mich dunkel erinnern, dass Hiarcs hier eine ganze Weile rechnete und die Bewertung sich dabei auch etwas verbesserte. Dumm ist halt, dass die Bewertung bei weitem nicht so schlecht war, wie es die Position vor 47...h5? eigentlich erwarten ließe. Hiarcs hatte es hier einfach noch nicht geblickt, sich daher falsch entschieden und seine Chance auf Ausgleich verpasst. Möglicherweise findet Hiarcs erst auf Turnierstufe den richtigen Weg - aber das zu testen wäre absurd, würde sich auf Turnierstufe doch die ganze Partie anders ausgestalten. Es dauerte von hier aus ja immer noch eine ganze Weile, bis Hiarcs die Schwere seiner Situation erkannte. Doch da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen...

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Dem eigentlich älteren (aber sehr soliden) Stockfish-Buch kann man an dieser Stelle Respekt zollen, denn die Mittelspielstellung hat dem Programm durchaus gelegen. Einige Autoplay-Partien bestätigten meinen Eindruck, dass Computer solche Stellungstypen mit Weiß nicht gut durchdringen können. Im Turnierbuch von Hiarcs sollte diese Variante mit Weiß ganz bestimmt vermieden werden.
Tja, das Turnierbuch von Hiarcs ist ganz bestimmt deutlich besser als das Standard-Noomenbuch - dennoch krankt es an diversen Schwächen. Die Ausspielprioritäten des Buches sind recht eingeschränkt, um es mal freundlich zu umschreiben. Hier hilft nur Buchlernen einschalten und viele Partien gegen starke Gegner zu spielen. Dummerweise sind meine PDA-Proggis Hiarcs 13.3 in keinster Weise gewachsen, sodaß Hiarcs mit seinen ewig gleichen Eröffnungen nicht nur durchkommt, sondern die Ausspielprioritäten sogar noch enger werden. Ich müsste schon mit dem Netbook ran, aber das würde mich augenblicklich arg langweilen. Oder ich besorge mir Stocki, Robbo und Naum - doch dafür reicht mein kleines XDA auch wieder nicht. Das Problem ist halt, dass Hiarcs 13.3 auf dem Revelation schon so stark spielt, dass PDAs mit den älteren CPUs kaum mehr mithalten können und die mit den neueren CPUs wiederum rennen dem Revelation weg. Als sicher sehe ich es an, dass Hiarcs die stärkste augenblicklich erhältliche Engine für den Revelation darstellt und tippe auf einen Einstiegswert von mehr als 2750 in künftige Listen. Beim PDA-Turnier jedoch kann ich zufrieden sein, wenn Hiarcs es überhaupt auf's Treppchen schafft - die Gegnerschaft ist nun einmal nicht zu verachten...
Gruß, Wilfried