AW: GK2000/2100 und Konsorten... (- der Miami)
Zum Eröffnungsbuch:
Der Miami bietet bei den Buchoptionen folgende Möglichkeiten:
+/- bK: P ... Passive Bibliothek an/aus
+/- bK: A ... Aktive Bibliothek an/aus
+/- bK: ? ... vollständige Bibliothek an/aus
+/- bK: t ... Turnierbibliothek an/aus
+/- bOOK ... Bibliothek an/aus
Die letzte Option ist soweit selbsterklärend und wenn man berücksichtigt, dass das Einschalten (+) einer der Optionen 1-4 die jeweils anderen 3 Optionen ausschaltet (-), dann sollten eigentlich keine Fragen mehr offen sein? So dachte ich zunächst ... bis ich auf die Idee kam, die Optionen 1-4 jeweils auszuschalten, die Bibliothek selbst jedoch eingeschaltet zu lassen. Man könnte nun annehmen, dass trotz eingeschalteter Bibliothek keine Buchzüge ausgeführt werden können, da die einzelnen Buchoptionen ausgeschaltet wurden. Dennoch zieht der Miami aus dem Buch - nur: Aus WELCHEM? Sowohl die passive, als auch die aktive, sowie die Turnierbibliothek sind ja lediglich Teilmengen der vollständigen Bibliothek. Wenn nun die Hauptmenge und die definierten Teilmengen ausgeschaltet wurden, was bleibt dann eigentlich? Hat da jemand schon mal nachgeforscht? So oder ähnlich müsste es ja auch bei einigen anderen Mephisto/Saitek-Geräten aussehen...
Zum f3-Test:
In der Normaleinstellung des Miami erhalte ich Werte, die sich mit den bisher hier geposteten decken (nur Suchtiefenanzeige aktiviert und Stoppuhr zur Zeitnahme):
Tiefe 7 = 13s
Tiefe 8 = 46s
Tiefe 9 = 191s
Rechenleistung: 661 - 1893 N/s (ermittelt in einem separaten Lauf über 5min.)
Danach schaltete ich den Miami auf "brute force" um (-SEL) und schickte ihn durch selbigen Test:
Tiefe 7 = 31s
Tiefe 8 = 161s
Tiefe 9 = 647s
Rechenleistung: 588 - 1887 N/s (also in etwa vergleichbar mit der Selektiven Suche)
Es ist ja nun aufgrund der unterschiedlichen Suche nicht selten so, dass ein Compi je nach Suchalgorithmus innerhalb einer vorgegebenen Zeit zu anderen Ergebnissen kommt. Wäre es ggf. interessant bei einem Turnier mehrerer Compis gegeneinander, diese auch mit verschiedenen Algorithmen starten zu lassen? Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass die Brute-Force-Suche eines Gerätes zu besseren Turnierergebnissen führt als die selektive Suche selbiger Maschine, doch vielleicht irre ich mich da? Gibt es hierzu schon Tests/Berichte?
Nun etwas am Thema "Schachcomputer" vorbei:
Am Rechner meines Nachbarn wollte ich testen, wie sehr sich die reine Erhöhung der Prozessorleistung auf alte Schachprogramme auswirken kann. Das wurde zwar schon vielerorts getan, aber wohl nicht in dieser Form...
Mittels eines Emulators habe ich das 64er-Programm "Colossus 4" auf einem XP2600+ in Betrieb gesetzt und erreichte im Notationsfenster eine 66-fache Beschleunigung des Programms gegenüber dem Original-64er. Zunächst führte ich den f3-Test aus:
Tiefe 7 = 21s ... Knoten : 230.000 (ca. 11000N/s)
Tiefe 8 = 215s ... Knoten : 3.000.000 (ca. 14000N/s)
Tiefe 9 = 1440s ... Knoten : 18.450.000 (ca. 13000N/s)
Geht ein bisschen langsamer in die Tiefe als der Miami, berechnet aber deutlich mehr Positionen (ca. Faktor 10). Ich denke mal, der alte Colossus konnte nur Brute-Force rechnen (bei DEM Mangel an Speicher auch nicht verwunderlich).
Bei zwei praktischen Partien (60sek/Zug) gegen den Miami erreichte Colossus jedoch im Mittel die gleiche Suchtiefe wie das Morsch'e Programm. Da die Uhr des Colossus auch um den Faktor 66 beschleunigt wurde, musste das Programm auf 60min/Zug eingestellt werden (66 wäre sicherlich genauer gewesen, aber es sollte ja auch nur ein kurzer Test sein). Tja, was soll ich sagen? Der Miami hat das größere Buch, der Colossus ein 10%iges Zeithandicap und dennoch hat letzterer mit 1,5 zu 0,5 gewonnen! Mag natürlich Zufall sein, dennoch sehr bemerkenswert für solch' ein altes Proggi.
Selbige Tests hätte ich gerne mit Chessmaster 2000 und 2100, sowie Sargon II + III ausgeführt, doch leider gibt es hier Probleme die ggf. auf den Emulator zurückzuführen sind: Selbst auf Analysestufe ziehen diese Proggis plötzlich mitten in der Partie bei sehr geringer Suchtiefe (CM ca. bei ST4 und Sargon ca. bei ST2). Wirklich schade, denn aus der Erinnerung vermag ich zu sagen, dass zumindest der CM2000 auf einem Original-64er bei Level 12 (ca. 3min/Zug) deutlich stärker spielt als Colossus 4 auf Turnierstufe. Wie dem auch sei, es ist schon erstaunlich was die alten kleinen Programme auf schnellen Rechnern noch so anstellen können. Wer weiß - vielleicht kann Colossus auf einem flotten Athlon64 sogar noch mit 2000er Schachcomputern mithalten?
MfG,
Wilfried
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