
Zitat von
Escito
Hi,
ich habe eine Frage zu der Spielstärke von Schachcomputerprogrammen!
Wenn diese mit einem ELO-Wert von 2200 wie beim London Programm für einen 68020 angegeben ist, heißt dies, dass das London Programm auf allen Spielstufen (Normal, Turnier, Handicap usw.) und in allen Stufen (von 0 bis 9) mit diesem ELO-Wert spielt?
Wie werden dann die unterschiedlichen Spielstärken von Anfänger zu Normal und zu den anderen Spielstufen „erzeugt“ oder „realisiert“?
Würde mich freuen wenn ihr mir eure Erfahrungen und/oder Erkenntnisse mitteilt!
Danke und einen schönen Sonntag noch,
Gruß Boris
Vor etwa 12 Jahren spielte ein weißrussischer internationaler Meister eine Simultanpartie bei einem Schachclub in unserer Nähe, und da ich mich rechtzeitig angemeldet hatte, konnte ich mitspielen. Der Familienname des Meisters war Zezulkin, den Vornamen hab' ich leider vergessen. Egal. Jedenfalls spielte dieser elegant gekleidete, damals 24-jährige Mann mit einer Leichtigkeit und Überlegenheit, wie ich das in der Provinz noch nie gesehen hatte. Faszinierend!
Seine Elozahl betrug damals etwas etwas mehr als 2400. Klar ist natürlich, dass er auch während des Simultanspiels 2400 auf die Bretter brachte. Die Überlegenheit drückte sich in rascher Erfassung der Situation sowie schnelles und zugleich überlegenes Spiel aus. Er gewann die meisten Partien (ca. 25 Gegner), remisierte nur sehr wenige und verlor eine einzige. Den Spieler, gegen den Zezulkin die Simultanpartie verloren hatte, forderte er im Anschluss zu einer Blitzrevanche heraus. Was wir da zu sehen bekamen, werde ich nie vergessen. Der Gewinner der Simultanpartie war der stärkste Spieler des Schachclubs, der zu der Veranstaltung eingeladen hatte, aber er wurde bei den Blitzpartien von Zezulkin regelrecht in Grund und Boden gestampft, obwohl er schnell und sicher gezogen hatte. Ein bislang für mich einmaliges Erlebnis, wie jemand so schnell und gleichzeitig stark Schach spielen kann. Sehenswert!
Bei genauer Analyse hätte Zezulkin unter Turnierbedingungen wohl einige andere Züge gewählt, aber dann hätte er auch mehr Zeit zum Überlegen gehabt.
Daher meine Meinung: Zezulkin hatte bei Blitzspiel wie auch Simultanspiel seine volle Spielstärke demonstriert. Er hatte nicht auf - sagen wir - 1500 Elo heruntergeregelt.
Ein Unterschied hätte sich lediglich dann ergeben, wenn er unter Blitzbedingungen gegen einen anderen 2400er-Spieler hätte spielen müssen, dem in genau diesem Spiel das Recht auf Turnierbedingungen eingeräumt worden wäre.
Übertragen auf Schachcomputer behaupte ich daher, dass die Geräte ihre Überlegenheit bei allen Spielstufen zur Geltung bringen, wenn Du unter gleichen Bedingungen gegen sie spielst.
Beispiel Atlanta: Ich mit meinen maximal 1780 Elopunkten verliere so gut wie immer gegen dieses Gerät, das in der Aktivliste auf 2293 Elos eingestuft ist, solange ich unter gleichen Bedingungen wie das Gerät spiele. Gönne ich ihm jedoch nur eine Sekunde Bedenkzeit und nehme mir selbst aber einen Tag zum ernsthaften Überlegen, könnte sich das Verhältnis eventuell verschieben, wenn es auch unter diesen erleichterten Bedingungen für mich weiterhin schwer genug sein dürfte, den Atlanta zu besiegen.