Thema: Tuning: Tunen eines Miami
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Alt 06.10.2008, 03:29
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Ausrufezeichen Neuer Rekordwert bei GK2100 Klon erzielt!

Ich habe diesen alten Thread mal hochgeholt, weil es in Bezug auf das Tuning eine Neuigkeit zu vermelden gibt. Diese bezieht sich zwar nicht auf den ursprünglich hinterfragten Miami (@Paul: Hast Du deinen bereits erfolgreich übertaktet?), aber immerhin auf einen weiteren GK2100-Klon: Dem Mephisto Mystery!

Das Gerät ist eines der "neueren" aus der GK2100-Serie, d.h. es hat den h8-Bug und wird von einem Quarz befeuert, der die gleiche Frequenz hat wie der Arbeitstakt der CPU. Zur Erinnerung: Der Ur-GK2100 bzw. TC2100 ist ein "Zweitakter", der die Quarzfrequenz halbiert (20 MHz Quarz = 10 MHz Takt).

Das besondere am Mystery ist, dass er von Hause aus mit 12 MHz arbeitet und daher für ein Übertakten auf 24 MHz wie geschaffen ist. So bräuchte man die gewünschte Bedenkzeit bei der Levelauswahl lediglich zu verdoppeln (also 60s/Zug um reelle 30s/Zug zu erhalten). Prinzipiell sollten sich auch Cougar und Explorer Pro (beide im Originalzustand mit 16 MHz) gut zum Übertakten eignen (z.B. 45s/Zug um reelle 30s/Zug zu erhalten). Doch zurück zum Mystery:

Ich habe dem Gerät einen 24,576 MHz Quarz verpasst und es funktionierte erwartungsgemäß. Auch beim Betrieb mit fast leeren Batterien lief das Gerät stabil. Doch wenn ich schon meine Utensilien auf dem Tisch ausgebreitet habe, dann probiere ich natürlich auch die anderen -noch schnelleren- Quarze aus.

Ein 25 MHz Quarz lief zu meinem Erstaunen - dies war beim ETC beispielsweise nicht der Fall! Ein 26er lief hingegen ebensowenig wie ein 27er, d.h. der Compi lief nur mit halben Speed - oder war es sogar nur ein Drittel? An dieser Stelle wollte ich aufgeben, denn 25 MHz bringen nix und wenn die etwas schnelleren die CPU überfordern - warum weitertesten? Doch ich holte mir erst mal 'nen Kaffee ran und überlegte, wie ich meine Langeweile vertreiben könnte. Also dachte ich mir, ich könnte mal die schnelleren Quarze probieren. Dabei habe ich mir sowas zusammengesponnen wie: "Na, vielleicht teilt die Kiste ja zufällig mit einem krummen Wert runter und die CPU läuft doch noch schneller?" ... Oh Mann, wie krank muß man im Kopf sein, dachte ich weiter...

Aber egal, nicht umsonst hatte ich einen Quarzsockel eingelötet - also ging es los:
48 MHz - zu langsam!
40 MHz - zu langsam!
36 MHz - zu langsam!
32 MHz - zu schnell!
Ähh ... wie war das? Zu schnell? Öh... Hatte die Kiste jetzt "krumm" geteilt?
Erst mal "Vergleichhören": Den Unterschied beim Piepston vermag ich zwischen 24,576 MHz und 25 MHz deutlich wahrzunehmen - und das 32 MHz Piepsen war noch schneller ... SCHLUCK!!!

Ich wusste, die Uhr des Mystery geht genau - habe mir zwischenzeitlich auch die Bestätigung geholt. Ergo ließ ich das Ding nun gestoppte reale 12 Minuten laufen und starrte derweilen auf die Anzeige des Mystery. Diese schmiss mir 32 Minuten an den Kopf - ich konnte es nicht fassen! Ein paar BT2450-Ergebnisse des Cougar konnte der Mystery nun aber exakt halbiert wiedergeben ... kein Zweifel, das Teil läuft stabil (!!) mit 32 MHz - ein neuer Rekordwert, wenn ich nicht irre?

(Stabil läuft das Teil nicht nur bei Netzbetrieb, sondern auch noch mit fast leeren Batterien!)

Für einen ausführlichen BT2450-Test fehlt mir indes die Zeit, erwartet daher bitte nicht einen baldigen Abschluss des angefangenen Tests. Theoretisch lässt sich der zu erwartende Wert ja vorab ermitteln, indem man die Cougar-Zeiten halbiert und zudem voraussetzt dass einerseits keine Lösung zufällig wieder verworfen und andererseits keine der bisher ungelösten "900er" Stellungen geknackt wird. In diesem Fall ergibt sich ein Wert von 2086 Elo, ein Zuwachs von 33 Punkten gegenüber dem Cougar und immerhin noch 11 Punkte mehr als ein 24er Cosmos. Das eine Lösung verworfen wird, daran mag ich nicht recht glauben. Das eine der bisher ungelösten Aufgaben geknackt wird, mag eher zutreffen - ein noch besseres Ergebnis ist m.E. garnicht mal so unwahrscheinlich. Doch warten wir es einfach ab...

Natürlich habe ich die Kiste auch mal gegen eines meiner anderen Geräte im Aktivschach antreten lassen. Bisher wurden 4 Partien gegen den Star Diamond absolviert und weitere 16 sollen folgen. Danach wäre dann der Milano Pro als Gegner dran. Der Mystery ist auf 1:30/Zug eingestellt, was eine reelle Durchschnittzeit von 33,75 Sekunden ergibt und m.E. vertretbar ist. Die vielen Pondertreffer drücken die Durchschnittszeit ohnehin weiter runter. Aktuell steht es 2,5-1,5 für Mystery, doch will das noch nichts heißen. Die Remispartie hat der SD praktisch aus dem Buch gezaubert und das Novaggerät hat gut daran getan, das Remis zu forcieren. Die Gewinnpartien fielen dem Mystery gewiß nicht leicht. Die bekannten Endspielschwächen bleiben trotz der Takterhöhung ja bestehen. Der Novag hat sicherlich "mitgeholfen" bei den Siegen des Mephistos. Die Verlustpartie war eine superpeinliche Vorstellung des Morsch-Programms. Eine ähnlich schwache Vorstellung habe ich auch beim Spiel des 24 MHz Gerätes schon erlebt. Ich vermute, am Ende der 20 Partien wird es ein recht knappes Ergebnis geben zwischen Mystery und SD. Wie es gegen MP aussehen wird, kann ich nicht vorhersagen. Bereits der 24er Cosmos hat MP schon ganz schön zugesetzt, auch wenn er ihn nicht wirklich packen konnte. Bei 32 MHz dürfte MP ganz schön in die Mangel genommen werden. Ich bin schon gespannt auf die Partien!

Bevor nun aber die Mystery-Besitzer unter Euch voller Euphorie den Lötkolben anwerfen, hier eine eindringliche Warnung:
Der Umbau ist MECHANISCH eine sehr heikle Angelegenheit und absolut nichts für ungeduldige Zeitgenossen!!! Es muss teilweise "sanfte Gewalt" angewandt werden und es besteht die Gefahr, angrenzende Bauteile oder gar die Platine zu zerstören. Der Hersteller hat den Quarz fast "einbetoniert"...

Das Problem ist folgendermaßen:
Der Quarz ist nicht nur mittels Heißkleber großzügig mit seiner Umgebung (auch anderen Bauteilen!) verklebt, sondern man hat sein Gehäuse auf der schmalen, dem Prozessor abgewandten Seite, mit der Platinenoberseite verlötet. OK, das allein ist noch kein Beinbruch, doch dann geht es weiter: Der sich oberhalb des Quarzes befindliche Keramikkondensator ist einseitig ebenfalls mit dem Quarzgehäuse verlötet (natürlich sind beide Anschlüsse auch ganz normal in den Lötaugen versenkt, sonst wäre es ja zu einfach). Damit das nicht das einzige Problem bleibt, wurde mit der sich links vom Kondensator befindlichen Drossel ebenso verfahren - hübsch, nicht wahr? Ach ja, es ist müßig zu erwähnen, dass diese Bauteile zunächst vom Heißkleber befreit werden müssen (ohne sie zu zerstören), was nicht so ohne weiteres gelingen wird. Also mir ist glücklicherweise nur der Quarz selbst um die Ohren geflogen - Induktivität und Kapazität blieben unversehrt. Beim Einbau des neuen Quarzes habe ich natürlich auf jegliches herumlöten an seinem Gehäuse verzichtet - es ist unnötig, absolut sinnfrei...

Wer schnell ist, schafft diese Prozedur in einer guten halben Stunde - nebst Auseinanderschrauben und Zusammenbau. Wer jedoch auf Zeit arbeitet, riskiert einen Totalschaden - also macht lieber zwei Gänge langsamer...

Noch was zum Quarz:
Es gibt Quarze, deren Nennfrequenz gleichzeitig ihr Grundton ist. Diese sind meist etwas teurer als jene, die mit dem dritten Oberton arbeiten. Bis 24 MHz ist es m.W. wurscht, welche Güte man verarbeitet. Beim von mir verwendeten 32 MHz Quarz bin ich mir sicher, dass es einer ist der mit seinem Grundton arbeitet! Ich habe das Ding schon eine Weile rumliegen und es war schon immer ein Einzelstück, was mir sagt: das Teil war teurer als die anderen und ist daher einer der mit Grundton arbeitet! Bezogen habe ich ihn seinerzeit über einen Bekannten, der ihn wiederum von BÜRKLIN bestellte. Alles weitere müsst ihr Euch aber selbst raussuchen.

Viel Spaß beim Basteln!
Gruß, Willi

Nachtrag:
Beim "f3-Test" benötigt der Mystery nur noch 61 Sekunden um Tiefe 9 zu erreichen! Er schafft nun in etwa 10.000 Knoten je Sekunde, was er natürlich so nicht anzuzeigen vermag (man muß halt die angezeigten Werte hochrechnen).
Zum Vergleich die im Forum zu lesenden Angaben zum Milano Pro:
46 Sekunden für das Erreichen von Tiefe 9 bei einer Knotenleistung von ca. 2800.

Die Programmunterschiede lassen sich hier schon deutlich erkennen: Trotz höherer Taktung und deutlich höherer Knotenleistung des Mystery, kommt MP schneller in die Tiefe. Aber was heißt das schon?

Noch ein Nachtrag:
Mittlerweile steht es 3,5-1,5 für Mystery. Erst spielt er sich in der 5ten Partie einen deutlichen Vorteil raus, dann patzt er fürchterlich und gibt dem Star alle Vorteile (gute Siegeschancen!) in die Hand, dann sieht dieser plötzlich Gespenster (bewertet in Folge viel zu hoch) und fährt die Partie in Richtung Remis - nur um dann noch einmal gewaltig zu patzen und Mystery einen Sieg zu schenken...

Geändert von EberlW (06.10.2008 um 21:43 Uhr)
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