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Alt 24.01.2008, 14:12
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AW: Wie würdet Ihr entscheiden?

Hallo !

Im Thread
https://www.schachcomputer.info/foru...ead.php?t=1653
vertritt Nick folgende Meinung:
 Zitat von spacious mind
Ich bin immer noch der meinung das die tatsachlche software verbesserung seit zb Spracklen in V10/Mach iv und heutige software auf zb 10 oder 20 Mhz nur eine kleine verbesserung hat uber diese 20 jahren (nicht mehr als 150 ELO) Der rest is reiner CPU power.

So der fortschritt in software ist nicht so gross, der CPU machte die grossen schritte.
Gruss
Nick
Dagegen steht folgende Behauptung:
 Zitat von hmchess
Um das noch mal zu verdeutlichen: das richtige Zeitmanagement in einem Schachprogramm kann einen Unterschied von mehreren hundert Elo ausmachen!!!
Auch eigene (leidvolle) Erfahrung...
Viele Grüße, Heiko
... Selbstverständlich kann ein schlechtes Zeitmanagement einen riesigen Unterschied machen.
Diesem Thema widmete sich E. Kranzl in Modul 1/91, S.55-57: "Hard oder Soft ? Wo der Fortschritt wirklich herkommt". Er ging dort der Frage nach, warum Schachcomputer immer besser werden: weil die Programme oder aber die Prozessoren so viel besser werden. Als Ausgangsbasis stützte er sich auf die Eloliste der SSDF vom November 1990 und die Annahme, daß eine Verdoppelung der Rechengeschwindigkeit etwa 70 Elopunkte bringt. Dieser Elozugewinn scheint mir bei Brettschachcomputern gut zu passen, bei den heutigen Top-PC-Programmen jenseits von 20 Halbzügen würde ich von einem niedrigeren Elozuwachs ausgehen (<50 Elo).

Einige Schachcomputerprogramme laufen ja auf gleicher Hardware, da ist ein Vergleich über die Jahre denkbar einfach. Bei Hardwareverbesserungen wie z.B. Hash-Tables muß man vom Elozugewinn aber den Hardwarevorteil wieder abziehen um die reine Spielstärkesteigerung der Software zu ermitteln. Kranzl kam zu folgenden "hardwarebereinigten" Zahlen:

Tabelle Richard Lang-Programme
Amsterdam 1924
Dallas 68000 1970
Roma 68000 1966
Almeria 68000 1971
Portorose 68000 1998

Eine Softwaresteigerung von nur 74 Elo in 5 Jahren für Richard Lang (dabei gilt es zu berücksichtigen, daß Lang bereits von einem höheren Elowert startete). Mit dem Lyon gelang dann Lang allerdings ein großer Wurf mit einer größeren Elosteigerung als die von Amsterdam bis Portorose zusammen.

Ed Schröder-Programme:
Rebel 1813
MM IV 1900
Mega IV 1915
Academy 1931
Polgar 1978

Macht eine Programmsteigerung von 165 Elo in 5 Jahren für Ed Schröder.

David Kittinger-Programme:
Forte A 1803
Forte B 1810
Super Forte 1827
Super Forte B 1885
Super Forte C 1933

Damit kam Dave Kittinger auf ein Software-Plus von 130 Elo in 5 Jahren.

Schwierig zu vergleichen sind die Spracklen-Programme, denn im Laufe der Zeit wurde der Prozessor gewechselt, Hash-Tables eingeführt und die Geschwindigkeit vergrößert. Deshalb mit Vorsicht zu genießen:
Par Excellence 1819
Avantgarde 1830
Excel Club 1838
Mach II c 1869
Mach III 1927

Ergibt ein Plus von 108 Elo rein auf Grund von Softwareverbesserungen.

Eine Vergleichstabelle für Kaplan-Programme hat Kranzl infolge der "undurchsichtigen Programmpolitik von Saitek" (welches Gerät enthält eigentlich welche Version von welchem Programm) gar nicht erst versucht, gesteht Kaplan aber pauschal nur eine Software-Nettovervesserung von eher weniger als 100 Punkten zu.

Das Fazit von Kranzl ist eindeutig: die angenommenen Fortschritte im Bereich der Schachprogrammierung von 1985-1990 sind gar nicht so groß wie gemeinhin angenommen wird. Für die Spitzenprogrammierer ergibt sich lediglich eine Spielstärkensteigerung im Softwarebereich von ungefähr 125 Elo in 5 Jahren, das entspricht einem eher dürftigen Schnitt von ca. 25 Elo pro Jahr. Vergleicht man diesen Wert mit dem Gesamtzuwachs an Spielstärke, so wird deutlich, daß an dieser Entwicklung der Spitzengeräte die Hardware einen wesentlich höheren Anteil besitzt als die Software.

Viele Grüße
Hans-Jürgen
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