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Alt 02.09.2022, 13:49
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applechess applechess ist offline
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AW: Tasc R 30 V 2.5 Aktiv (2332) : MCGP (2294)

 Zitat von borromeus Beitrag anzeigen
OK, ich habe gerade mal ELO 1900.
Aber ich finde es sehr faszinierend warum 50. h5 verliert aber zB 50. Kg8 Remis hält.
Absolut analysierenswert!

Nachtrag:
ich bin mir nicht sicher, ob der R30 die Stellung nach 50. h5 gegen mich gewonnen hätte.
Vielleicht probiere ich das mal aus.
;-)
Hallo borromeus
Ich bin da ganz anderer Ansicht als Christian und erachte das als
schwieriges Endspiel. Während meiner Analysen habe ich wieder einiges
gelernt in diesem wirklich komplexen und lehrreichen Beispiel. Ich hoffe,
dass mein Beitrag vielen Leuten hilfreich sein mag.
Viele Grüsse
Kurt

[Event "Turnier 40 / 120"]
[Site "Wien"]
[Date "2022.09.01"]
[Round "20"]
[White "Tasc R30 V 2.50 aktiv"]
[Black "ChessGenius Pro"]
[Result "1-0"]
[ECO "B27"]
[WhiteElo "2332"]
[BlackElo "2294"]
[Annotator "KUT"]
[SetUp "1"]
[FEN "2r4k/7p/R1P3p1/8/P2pp3/8/5KPP/8 b - - 0 50"]
[PlyCount "6"]
[EventDate "2022.??.??"]

{KUT: Dieses Remis-Endspiel vermögen nur (sehr) starke Spieler richtig zu
behandeln. Wobei davon auszugehen ist, dass starke Spieler fast intuitiv zum
richtigen Zug 50...Kg7! greifen würden Von einem einfachen Endspiel kann
jedoch, wie meine Analysen zeigen, keine Rede sein. Ich bezweifle, dass
Spieler mit 2000 Elo in der Lage sind, für beide Seiten am Brett mit
beschränkter Bedenkzeit korrekt zu spielen.[#]KUT: Der Kommentar nach 50...h5
"Kein menschlicher Spieler würde ..." ist natürlich masslos übertrieben,
denn viele der sogenannten menschlichen Spieler verstehen nur sehr wenig von
Schach und von Turmendspielen schon fast gar nichts. Richtig müsste es
heissen: "Kein starker Schachspieler käme auf 50...h5". Aber der richtige Zug
50...Kg7 lässt sich durch logisches Denken, theoretischem Wissen und
korrekten Berechnungen natürlich finden. Vorerst stellen wir fest, dass
materieller Gleichstand herrscht. Die hervorstechenden Elemente in dieser
Stellung sind auf einen Blick ersichtlich, nämlich die beiden weissen
Freibauern einerseits und die beiden verbundenen schwarzen Freibauern
andererseits. Schnell klar wird auch, dass die schwarzen Freibauern ohne
Unterstützung von Turm oder König nichts ausrichten können. Untersuchen wir
einen solchen Plan in Variante A). Dann fragen wir uns, wie denn der weisse
Gewinnplan aussehen könnte. Logisch sieht Tb6 aus nebst Vormarsch des
a-Bauern. Sobald dieser Bauer nach a7 kommt, wäre es aus, weil sich das
weisse Tb8 nebst Umwandlung nicht verhindern lässt. Deshalb müsste Schwarz
den Bauernvormarsch nach a7 mit ...Tc7 unterbinden. Das scheitert aber an Tb8+
Kg7, Tb7! und der schwarze Turm auf c7 kann nciht weichen wegen seines Königs
auf g7. So geht der Turm entweder verloren oder er muss zu ...Txb7 greifen,
weil nach cxb7 gleich zwei weisse Bauern zur Umwandlung gehen können. Und wie
Variante B) zeigt, genügt es ebenfalls nicht, wenn Schwarz sich mit 50...Tc7?
verteidigt. Wie man in allen Abspielen sehen wird, steht der schwarze König
auf der 8. und 7. Reihe unglücklich und auf verlorenem Posten. Bevor Weiss zu
aktiven Operationen greift, hat Schwarz jedoch gerade noch genügend Zeit, um
via g7 und f6 ins Zentrum zu eilen und so der Katastrophe zu entgehen, siehe
die Remisvariante C).} 50... h5 $2 ({A)} 50... e3+ 51. Ke2 {und nun holen wir
den Turm zur Hilfe, der die Umwandlung des e3-Bauern sichern soll.} Re8 $2 {
Nur der guten Ordnung sei erwähnt, dass sich Schwarz mit 51...Kg7, Idee wie
Variante C), noch immer retten könnte.} 52. c7 d3+ {Nur so geht es weiter.}
53. Kxd3 e2 {Das sieht ja verdammt gut aus, weil nun ja gar Schwarz als Erster
zur Umwandlung schreitet. Doch hat Weiss eine exzellente Verteidigung, die ihm
den Übergang in ein theoretisch gewonnenes Turmendspiel sichert.} 54. Re6 $3 {
Diese Bombe muss man in der Berechnung gesehen haben. Dazu ist ein
durchschnittlicher Schachspieler kaum in der Lage. Wie auch immer Schwarz
antwortet, wird er verlieren.} Rc8 (54... e1=Q 55. Rxe1 Rxe1 56. c8=Q+ {
und dieses Endspiel mit weisser Dame gegen den Turm und tödlichem Freibauer
auf der a-Linie ist leicht zu gewinnen.}) 55. Rxe2 Rxc7 56. Ra2 $1 {Eine
theoretische Gewinnstellung für Weiss. Er besitzt einen Bauern mehr und der
Vormarsch des a-Bauern lässt sich nur durch eine passsive Aufstellung des
schwarzen Turms vor dem gegnerischen Bauern auf der a-Linie bremsen. Hernach
bringt jedoch das Eingreifen des weissen Königs am Damenflügel die
Entscheidung.} Kg7 57. a5 Kf6 58. a6 Ra7 59. Kd4 Kf5 60. Kc5 h5 61. Kb6 Re7 (
61... Ra8 62. Kb7) 62. a7 Re8 63. a8=Q Rxa8 64. Rxa8 {und gewinnt}) ({B)} 50...
Rc7 51. Rb6 Rc8 {Beugt dem Manöver Tb8+ Kg7. Tb7 mit Gewinn vor.} 52. a5 Kg7
53. a6 Ra8 (53... e3+ 54. Ke2 Re8 55. c7 d3+ {alles andere verliert ebenso} 56.
Kxd3 e2 57. Rb1 g5 58. Re1 Rc8 59. a7 h5 60. Rxe2 $18 {und mit seinen 2
Mehrbauern gewinnt Weiss leicht.}) 54. c7 {droht mit Tb8 zu gewinnen} Rc8 55.
a7 {droht Tb8 nebst a8D und gewinnt} e3+ 56. Ke2 Rf8 {Ein letzter
Rettungsversuch, der aber scheitert.} 57. Rb8 {Systematisch, obwohl 57.Kd3
genauer ist.} Rf2+ {Nun kann Weiss gar noch verlieren, wenn er falsch reagiert.
} 58. Kd3 $1 {Der einzige Gewinnzug.} (58. Kd1 $2 {verliert gar wegen} d3 {
droht ...Tf1 Matt} 59. Kc1 Rc2+ 60. Kb1 e2 61. Re8 d2 $1 62. Kxc2 d1=Q+ 63. Kb2
Qd2+ 64. Kb1 {Andere Züge sind noch schlechter.} e1=Q+ 65. Rxe1 Qxe1+ 66. Kb2
Qe8 67. Kc2 Qa8 68. Kd3 Kf6 69. Kc4 Qb7 {und gewinnt, indem der schwarze
König nach d7 läuft und den c7-Bauern abholt.}) (58. Ke1 {Genügt nur zum
Remis.} d3 59. Rg8+ Kh6 $1 (59... Kxg8 $4 60. c8=Q+) 60. Rd8 Re2+ 61. Kd1 Rd2+
62. Kc1 Rc2+ 63. Kb1 {Nicht 63.Kd1 e2+ und Schwarz gewinnt.} e2 64. Rxd3 $1
e1=Q+ 65. Kxc2 Qe2+ {und Weiss wird den dauernden Schachgeboten der schwarzen
Dame nicht entrinnen können. Umgekehrt kann Schwarz nicht auf Gewinn spielen,
weil der Gegner dauernd droht, einen seiner Freibauern zur Umwandlung zu
bringen.}) 58... Rd2+ 59. Kc4 Rc2+ 60. Kxd4 e2 61. Re8 {Systematisch, obwohl
61.Tb7! noch einen Tick besser wäre.} Rxc7 62. a8=Q {und gewinnt.}) ({C)}50... Kg7
$3 {Die einzige Verteidigung, welche die unter A) und B) gezeigten weissen
Pläne noch rechtzeitig durchkreuzt. Das Königsmanöver steht auch im
Einklang mit einer wichtigen Regel in fast allen Endspielen, dass man den
König zentral aufstellen soll, wo er rasch an allen Orten eingesetzt werden
kann.} 51. Rb6 Kf6 52. a5 ({auch} 52. c7+ {genügt nicht für den Sieg} Ke5 53.
Rc6 Kd5 54. Rc1 Kd6 55. Rc4 Rxc7 56. Rxd4+ Ke5 $11 {und nun wahrt der schwarze
Freibauer das Remis.}) 52... Ke5 53. a6 e3+ 54. Ke2 Ke4 {Jetzt wird
ersichtlich, dass der schwarze König zu einer Macht geworden ist, der seine
beiden Freibauern unterstützen kann, während sein Turm allenfalls auch noch
hilfreich eingreifen kann.} 55. a7 (55. Rb4 Rxc6 56. Ra4 Rc2+ 57. Ke1 Kd3 $11)
55... d3+ 56. Ke1 $1 {Alternativen verlieren gar.} d2+ 57. Ke2 {erzwungen} Rf8
$1 {Ebenfalls erzwungen, weil andere Fortsetzungen verlieren.} 58. Rb4+ $1 Ke5
59. a8=Q (59. c7 Rf2+ 60. Kxe3 d1=Q 61. Re4+ Kf6 62. Re6+ Kf7 (62... Kxe6 $2
63. c8=Q+ {und gewinnt}) 63. Kxf2 Qc2+ 64. Re2 Qc6 $11 {ausgeglichen, denn
Weiss muss nichts tun, als seinen Turm auf der e-Linie zu belassen, was den
gegnerischen König auf dem wichtigen Weg zum Damenflügel abschneidet. Die
schwarze Dame kann nie einen der beiden weissen Freibauern schlagen, ohne dass
der andere Bauer zur Dame geht.}) (59. Rb5+ {ist ein anderer Remisweg} Kd4 60.
Rb4+ Kc5 61. Rf4 Rxf4 62. a8=Q Rf2+ 63. Kxe3 {erzwungen} d1=Q 64. Qa3+ Kxc6 65.
Qc3+ Kd5 66. Kxf2 $11 {ausgeglichen}) 59... Rxa8 60. Rb3 Kd6 61. Rxe3 Kxc6 62.
Rc3+ Kb6 63. Kxd2 $11 {und das Remis ist auch für durchschnittliche
Schachspieler offensichtlich.}) 51. a5 Kg7 52. Rb6 g5 53. a6 {Rest geschenkt /
eine Partie die nahtlos in das Gesamtbild des gesamten Wettkampfes passt und
letztlich mit einem hinrissigen Zug abgeschenkt wird, die Gesamtperformance
des Wettkampfes von MCGP mit 20 % und einer ELO-Performance von 2091 (203
Punkte unter Listenwert) kann nur als BLAMAGE bezeichnet werden. Ein
unfassbarer Angstgegner hat sich hier mit dem Tasc R30 V 2.5 gezeigt !!!} 1-0


Geändert von applechess (02.09.2022 um 22:12 Uhr) Grund: Typo
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