AW: Fidelity Excel Mach III 68000 vs Mephisto Almeria 68000
Liebe Schachfreunde
Für jene, welche diese lehrreiche Partie ohne Computer und genüsslich vor
dem eigenen Schachbrett studieren wollen, kann die zum Download
angebotene PDF-Datei dienen.
Freundliche Grüsse
Kurt
Match 120'/40 | Bediener: Rolf Bühler | 25. Partie: Schwarz (Almeria) gewinnt | Zwischenstand: 14,0-11,0 (56%) für Mephisto Almeria 68000 | Aus der Caro-Kann-Verteidigung entwickelt sich in der Eröffnung und im Mittelspiel eine hochstehende und vor allem lehrreiche Partie. Die Entscheidung fällt erst in der letzten Spielphase, als der Fidelity Excel Mach III 68000 (Weiss) einen Bauernverlust hinnehmen muss und nach einigen späteren Ungenauigkeiten in eine ungünstige Lage gerät. Mit einer reifen Leistung nutzt der Mephisto Almeria 68000 seinen Vorteil im Endspiel und baut seine Führung in diesem Match auf 14,0-11,0 aus.
[Event "Match 69_120'/40"]
[Site "Zürich"]
[Date "2022.??.??"]
[Round "25"]
[White "Excel Mach III 68000"]
[Black "Mephisto Almeria 68000"]
[Result "0-1"]
[ECO "B15"]
[WhiteElo "2021"]
[BlackElo "2079"]
[Annotator "KUT"]
[PlyCount "171"]
[EventDate "2022.??.??"]
1. e4 c6 {Match 120'/40 | Bediener: Rolf Bühler | 25. Partie: Schwarz
(Almeria) gewinnt | Zwischenstand: 14,0-11,0 (56%) für Mephisto Almeria 68000
| Aus der Caro-Kann-Verteidigung entwickelt sich in der Eröffnung und im
Mittelspiel eine hochstehende und vor allem lehrreiche Partie. Die
Entscheidung fällt erst in der letzten Spielphase, als der Fidelity Excel
Mach III 68000 (Weiss) einen Bauernverlust hinnehmen muss und nach einigen
späteren Ungenauigkeiten in eine ungünstige Lage gerät. Mit einer reifen
Leistung nutzt der Mephisto Almeria 68000 seinen Vorteil im Endspiel und baut
seine Führung in diesem Match auf 14,0-11,0 aus.} 2. d4 d5 3. Nc3 dxe4 4. Nxe4
Nf6 5. Nxf6+ {Wenn nun 5...gxf6 folgt, entsteht die anspruchsvolle
NImzowitsch- oder moderner benamste Bronstein-Larsen Variante.[#]} exf6 {
WICHTIG: Die Tartakower-Variante: Im Buch "Caro-Kann" von Rolf Schwarz aus dem
Jahre 1965 heisst es dazu: "Ein umstrittenes System. Die Theorie argumentiert.
Weiss nimmt auf f6 und folgert: 1.) Schlägt Schwarz nun mit dem e-Bauern
zurück, so bekommt Weiss die gefährliche Bauernmajorität am Damenflügel.
Wir erinnern uns hier an die Spanische Abtauschvariante, zu der aber ein
grundlegender Unterschied besteht: Schwarz hat dort als Äquivalent das
Läuferpaar. 2.) Nimmt Schwarz mit dem g-Bauern, so ist der schwarze
Bauernblock im Zentrum unbeweglich. Immerhin gibt die Theorie dieser Variante
bessere Lebenschancen als dem Schlagen mit exf6. Wir möchten nur ganz en
passent erwähnen, dass theoretische Urteile und praktische Ergebnisse nicht
ganz übereinstimmen, was der Schachfreund aber bei Studium der folgenden
Varianten selbst bemerken wird." Weitere Kommentare dazu sind ebenfalls
interessant. Zu 5.Sxf6 exf6 meint Ludwig Pachmann: "Nun kann sich Schwarz
schnell entwickeln. Ein Nachteil seiner Stellung aber ist die Entwertung
seiner Königsflügelbauern. Kommt es bei einer derartigen Bauernkonstellation
zum Endspiel, so ist dieses sehr günstig für Weiss." Und Ex-Weltmeister Dr.
Max Euwe meint zu 5.Sxf6 exf6: "Dieses Wiederschlagen ... schwächt die
Bauernstellung in sehr ernsthafter Weise, denn ein reines Bauernendspiel wäre
verloren für Schwarz. Es bietet auf der anderen Seite dynamische Vorteile:
Schnelle Entwicklung, sichere Rochadestellung, Druck auf die Mittellinien. Es
ist deshalb nicht immer so, dass die bessere Bauernstellung des Anziehenden zu
ihrem Recht kommen muss. Es besteht nur die Aussicht darauf." Und Egon Varnuz
meint: "Die Theorie unterschätzt dieses System (exf6) ein wenig, weil Weiss
einen ideellen Mehrbauern hat. Entfernen wir alle Figuren vom Brett, dann hat
Schwarz ein verlorenes Bauernendspiel. Die Variante war jedoch zeitweilig in
Mode, weil es bis zur völligen Vereinfachung noch weit ist, Schwarz keine
Entwicklungsschwierigkeiten hat, der Doppelbauer seine Königsstellung
verstärkt und manchmal sogar die Ergreifung der Initiative gestattet." Und A.
Konstantinopolski/A. Weiz schreiben: "Lange Zeit war man der Ansicht, der Plan
mit e7xf6 genüge nicht, um ein gleichwertiges Spiel zu erlangen. Er gewährt
Weiss ein Bauernübergewicht am Damenflügel, wofür Schwarz keine sichtbare
Kompensation hat. Allmählich aber brachte die Praxis auch die Vorteile der
schwarzen Stellung an den Tag. Schwarz kann seine Figuren schnell entwickeln,
nach der kurzen Rochade steht der schwarze König sicher genug; daneben
kontrolliert der f6-Bauer die Felder e5 und g5, was die Entfaltung eines
weissen Angriffs hemmt." Sehr aufschlussreich und wichtig finde ich zudem den
Umstand, dass alle modernen Engines das Schlagen mit e7xf6 bevorzugen und mit
wenigen Ausnahmen eine Bewertungsdifferenz von 0.5 und mehr Bauerneinheiten
zugunsten des soliden exf6 geben. Man kann zu dem System mit 4...Sf6 stehen,
wie man will, Tatsache ist, dass gemäss den oftmals täuschenden Statistiken
-- weil darin auch viele fehlerhafte Partien enthalten sind, die dem
eigentlichen Verlauf der Partien nicht gerecht werden -- nicht viel gegen die
praktische Anwendung dieses Systems spricht. So sehen nach 5.Sxf6 die
Gewinnquoten aus weisser Sicht wie folgt aus: 54,4% CB Opening Tree 2020 mit
13858 Partien, 54% im CB Live Book mit nur 4069 Partien, 54% in der CB Online
Datenbank mit 18817 Partien. Und auch die Unterschiede zwischen 5...exf6 und 5.
..gxf6 sind statisch wenig relevant, ja 5...exf6 bringt gar leicht bessere
Ergebnisse für Schwarz. Es ist also weitgehend Geschmacksache, welches
Abspiel man als Schwarzer wählen will. Der bekannteste starke Spieler, der
dieses System gerne anwendet, ist GM Julian M. Hodgson, der damit 8.0 Pkt. aus
12 Partien geholt hat.} 6. Bc4 {Bezüglich Beliebtheit steht dieser
Entwicklungszug an dritter Stelle gemäss Online-Datenbank von ChessBase: 1,
930 Partien, Score 53,2%. Der Entwicklungszug 6.Lc4 wurde seinerzeit vom
berühmten deutschen Schachspieler Siegbert Tarrasch (5.3.1862-17.2.1934)
empfohlen. Andere wichtige Fortsetzungen sind:} (6. c3 {5,149 Partien, Score
55,5% | Die Turnierpraxis hat gezeigt, dass dies der unangenehmste Plan ist,
mit dem sich Schwarz auseinandersetzen muss. Weiss verteidigt den d4-Bauern
und bereitet eine harmonische Aufstellung seiner Figuren vor: Ld3, Ne2 und
Rochade am Königsflügel.}) (6. Nf3 {2,497 Partien, Score 47,3% | Weiss will
zuerst die Figuren des Königsflügels entwickeln, um nach der Rochade seine
c- und d-Bauern vorzurücken und das Bauernübergewicht am Damenflügel zu
verwerten.}) (6. Be3 {320 Partien, Score 52,3% | Das ist eine moderne Variante,
die vorerst das Zentrum stärkt, ...c5 erschwert, ansonsten für Weiss aber
noch alle Pläne offenlässt.}) 6... Nd7 7. Ne2 Bd6 8. O-O O-O {***ENDE BUCH***
} 9. Bf4 {Das war die Absicht des 7. Zuges von Weiss.} Nb6 10. Bd3 {***ENDE
BUCH***} Bxf4 {[#]} 11. Nxf4 {WICHTIG: Ungeübte Spieler nehmen nun gerne den
weissen Bauern auf d4 und begehen damit einen schlimmen und häufig
vorkommenden taktischen Fehler. Dabei wird übersehen, dass der Bauer
"indirekt" gedeckt ist. Denn nach dem Schlagen ...Dxd4?? zieht der Läufer
Lxh7+ mit Schachgebot, was den König zum Ziehen zwingt, und im nächsten Zug
kann Weiss mit Dxd4 die gegnerische Dame schlagen.} Qd6 (11... Qxd4 $4 12.
Bxh7+ Kxh7 13. Qxd4 $18) 12. Qd2 {Natürlich ist der d4-Bauer für Schwarz
noch immer tabu.} Re8 $6 {Ungenau, weil der schwarze Springer nach der
folgenden Antwort 13.c4 keine guten Felder mehr hat. Deshalb wäre es ratsam
gewesen, mit a) 12...Sd5 den gegnerischen Springer zum Tausch oder Rückzug zu
zwingen oder mit b) 12...Td8 den Druck auf d4 zu erhöhen, so dass Weiss keine
Zeit für c2-c4 findet.} 13. c4 $1 {Gewinnt Raum und droht, mit der
"Bauerngabel" c4-c5 und gleichzeitigem Angriff auf Dame und Springer eine
Figur zu erobern.} c5 {Behebt die Gabeldrohung und greift den weissen d4-Bauer
zweimal an.} {[#]} 14. Rfe1 {WICHTIG: Missachtet die gegnerische Drohung gegen
d4: Kann das gut gehen? Ja, das ist aus taktischen Gründen möglich, weil a)
Weiss den schwarzen ungedeckten Te8 attackiert, so dass der Gegner keine Zeit
findet auf d4 zu schlagen und b) falls Schwarz zuerst den weissen Turm
schlägt mit 14...Txe1+ 15.Txe1, der Bauer d4 noch immer tabu ist wegen der
ungedeckten schwarzen Grundlinie mit der tödlichen Drohung 16.Te8+, wonach
sich die schwarze Dame mit 16...Df8 opfern müsste.} Bg4 {Entwickelt eine
Figur. Und da nun die schwarze Grundreihe geschützt ist, lebt die Drohung
wieder auf, den weissen Bauer d4 zu schlagen. Als Schachspieler darf man die
sich ändernden Umstände nach jedem Zug keinesfalls vergessen.} 15. d5 {
Der Mach III etabliert einen starken und gedeckten Freibauern auf d5. Man
erinnere sich, dass Weiss am Damenflügel eine Bauernmehrheit besitzt und nach
dem Tausch aller Figuren eine potenzielle Gewinnstellung hat. In Frage kommt
indessen auch 15.dxc5 Dxc5 um durch 16.b4 seine Mehrheit sofort voranzubringen.
Oftmals, wie auch hier, ist der Entscheid zwischen zwei Zügen eine Sache des
persönlichen Geschmacks.} Re5 $1 {Gut gespielt. Der Almeria 68000 nutzt die
Gelegenheit, seine beiden Türme auf die e-Linie zu bringen und den möglichen
Tausch auf e5 mit ...fxe5 zu beantworten, womit auch Schwarz plötzlich über
eine gleichwertige Bauernmehrheit verfügen würde.} 16. Re3 Rae8 {[#]} 17.
Rae1 {WICHTIG: Nun könnte sich Schwarz zwei grundsätzliche Pläne überlegen.
Plan 1: Nach dem wichtigen Motto "Suche für die am schlechtesten stehende
Figur einen besseren Platz", könnte man die Umgruppierung 17...Sc8 in
Erwägung ziehen, hernach die Dame von d6 lösen und den Springer auf das so
genannte "Blockadefeld" d6 stellen. Dort im Zentrum stünde der Springer
schlicht ideal, indem der weisse Freibauer blockiert bleibt und wichtige
Felder wie e4, f5, c4 und b5 beherrscht werden. Plan 2: Könnte den Abtausch
der Türme auf der e-Linie sein, um der dann auf e3 auftauchenden weissen Dame
mit ...De5 die offene Linie streitig zu machen. Wir wissen ja bereits, dass
der Tausch Dxe5 fxe5 die schwarze Bauernstruktur wieder in Ordnung bringen
würde. Geht Weiss auf diesen Tausch nicht ein, kann noch immer das
Blockademanöver ...Sb6-c8-d6 folgen. Viele Pläne erkennen starke
Schachspieler dank ihrem Wissen und ihrer Erfahrung im Nu. Es geht dann nur
noch darum herauszufinden, welcher Plan unter den gegebenen Umständen am
erfolgversprechendsten ist unter Berücksichtigung aller taktischen Finessen.}
{[#]} h6 {WICHTIG: Öffnet dem König ein Luftloch, aber das falsche. Einer
allgemeinen REGEL folgend, sollte man hier ...g6 wählen. Dies deshalb, weil
der Gegner den weissfeldrigen Läufer besitzt, der das Feld h7 bestreicht, so
dass h7 kein echtes Fluchtfeld für den König darstellt gegen ein Schachgebot
auf der 8. Reihe.} 18. f3 {Zwingt den Läufer auf einen schlechteren Platz.}
Bd7 $11 {Noch immer befindet sich die Partie im Gleichgewicht.} 19. a3 {
Behält sich den systemgemässen Vormarsch b2-b4 vor, was im Einklang mit dem
Ziel steht, seine Bauernmehrheit am Damenflügel in die Waagschale zu werfen.
Vor diesem Hintergrund wären beispielweise Züge wie b3 und a4 für Weiss
schlecht.} Qc7 20. Rxe5 Rxe5 {Obwohl 20...fxe5 die schwarze Bauernstruktur in
Ordnung bringt, mag der dynamische Textzug besser zu gefallen, einfach auch
aus dem Grunde, dass die schwarzen Figuren dann aktiver stehen.} 21. g3 {
Wir wissen, dass der Tausch Txe5 nicht im weissen Interesse liegen kann.} Rxe1+
22. Qxe1 Qe5 {Aktive Figuren sind wichtig und wenn damit gar noch eine offene
Linie unter Kontrolle gebracht wird, gibt es kein Zögern bei solchen Zügen,
zumal der Gegner aus uns bereits bekannten Gründen wohl kaum zum Damentausch
auf e5 greifen wird.} 23. Qf2 {Deckung von b2 und Angriff gegen c5.} Ba4 {
Plant offenbar, den Druck gegen c4 durch ...Lb3 zu verstärken.} 24. Qxc5 {
Schwarz drohte, die Initiative zu übernehmen, weshalb Weiss nicht mehr
länger passiv verharren sollte.} Qxb2 25. Qc7 Nd7 {Der b7-Bauer ist wieder
gedeckt.} 26. Qc8+ {Jetzt sieht man den Nachteil von 17...h6 statt 17...g6, wo
sich der König nun auf g7 verstecken könnte. Da das Feld h7 dem König nicht
zugänglich ist, muss der Springer d7 passiv nach f8 zurück. Auch wenn das im
vorliegenden Fall die Stellung (zufälligerweise) nicht aus dem Gleichgewicht
bringt, könnte so etwas bei einer anderen Konstellation durchaus schlimme
negative Folgen haben.} Nf8 27. Qc5 b6 28. Qb4 Bb3 {[#]} 29. Kh1 {WICHTIG:
Kein Fehler, aber solche Züge macht ein guter Schachspieler einfach nicht.
Den antiken Schachprogrammen fehlt prophylaktisches Denken fast vollständig.
Der Textzug ist mit gewissen Nachteilen behaftet, die in der Zukunft eine
Rolle spielen könnten. Zum einen bewegt sich der König weg vom Zentrum, so
dass nach Damentausch im Figuren- oder gar Bauernendspiel der König unnötig
Zeit verbraucht, um wieder in die Brettmitte zu eilen. Ferner kann es
Varianten geben, wo der f3-Bauer geschlagen wird, mit Dame oder Läufer, und
dann wäre das mit Schachgebot verbunden und Weiss wäre gezwungen, einen
Königszug auszuführen, statt vielleicht einen deutlich nützlicheren Zug
machen zu können. Wer in einer Partie öfters solche Feinheiten verpasst, der
wird im weiteren Verlauf vielfach böse bestraft.} Qa2 {Hebt die Fesslung
seines Läufers auf, eine übliche und gute Strategie, um seinen Figuren die
volle Kraft zu gewähren, denn gefesselte Figuren sind in ihrer
Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Ausserdem wird mit ...Da2 starker Druck auf
den Bauern c4 ausgeübt.} 30. Bf1 $6 {Schlicht zu passiv, was hier der Mach
III 68000 aus dem Hut zaubert. Mit 30.Kg1 konnte die gegnerische Dame vom Feld
f2 abgehalten werden, ohne ansonsten etwas an der weissen Stellung negativ zu
verändern. Was der Textzug anrichtet, sieht man auch bei Ausgabe der
Gewinnwahrscheinlichkeit von ShashChess 20.2, die von 47% bei 30.Kg1 auf 8%
bei 30.Lf1 sinkt.} Bd1 $6 {Aber auch der Almeria 68000 erfasst die Feinheiten
nicht genügend und verpasst das kräftigere 30...Df2. Merke: Aktive
Fortsetzungen verdienen immer den Vorzug, wenn sie keine erkennbaren Nachteile
mit sich bringen.} 31. Bg2 $6 {Erneut ist Kg1 am besten.} Qf2 {Der f3-Bauer
ist nun in Gefahr.} 32. Qc3 Nd7 {Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan. Auf d7
steht der Springer offensichtlich deutlich besser als auf f8. Der nun bereits
ungünstiger stehende Weisse muss in den Verteidigungsmodus schalten.} 33. Nh3
{Jagd die lästige Dame weg.} Qc5 {Droht ...Le2 nebst Eroberung des c4-Bauern.}
34. Qd3 Ba4 35. f4 {Verhindert ...Sd7-e5 mit einem prächtigen Platz für den
schwarzen Springer. Auch derartige Manöver sind wichtig. Man soll nicht nur
die besten Felder für die eigenen Figuren finden, sondern dem Gegner wo
möglich seine besten Felder verwehren.} b5 {Der Almeria macht es richtig,
indem er den Bauern c4 beseitigt und so aus dem starken gedeckten d5-Bauer
einen geschwächten Einzelbauern macht.} 36. cxb5 Bxb5 37. Qb3 {Und schon
steht Schwarz spürbar besser, vor allem, weil die gegnerischen Bauern a3 und
d5 leicht angreifbar sind. Wie stark sich die Partie gewandelt hat, sieht man
auch daran, dass ShashChess 20.2 eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 98% für
Schwarz ausgibt. Aber selbst der sehr zurückhaltende Lc0 v0.28.2 zeigt einen
Wert an von 76%.} Nb6 $6 {Schwarz erhöht den Druck auf den geschwächten
Bauern. Deutlich stärker war indessen vorerst 37...a5, was das folgende
Manöver verhindert hätte.} 38. Qb4 $1 {Sehr gut: Eine stark stehende
schwarze Figur soll vertrieben werden.} Qc4 {[#]} 39. Qe7 {WICHTIG: Weiss
agiert aktiv und platziert seine Dame auf einem schönen Feld und attackiert
den a7-Bauer. Schachjünger sollten dabei sofort bemerken, dass der zweimal
attackierte d5-Bauer nur scheinbar erobert werden darf. Denn der Bauer ist
durch Lg2 einmal direkt gedeckt, aber indirekt ein zweites Mal geschützt. Man
sehe 39...Sxd5? 40.Dd8+ mit Schachgebot und im nächsten Zug fällt der
doppelt angegriffene Sd5.} Qa4 {Endspiele mit Damen auf dem Brett sind infolge
der vielen Zugmöglichkeiten der mächtigsten Figuren im Schach für alte
Schachprogramme aufgrund ihrer beschränkten Rechenkapazität sehr schwierig
zu behandeln. Auch menschliche Spieler geraten hier rasch an ihre Grenzen. So
ist leicht erklärbar, dass in der Folge beide Programme vielfach schlicht
nicht in der Lage sind, die besten Fortsetzungen zu finden. Es lohnt sich
deshalb kaum, auf die vielen und teilweise langzügigen Feinheiten einzugehen,
welche die modernen Engines zu finden in der Lage sind. So müssen wenige
Variantenansätze für Interessierte genügen. Ein wichtiger Hinweis noch in
dieser Stellung: Wenn Weiss den a7-Bauern erobern kann und dafür seine beiden
Bauern a3 und d5 hergeben muss, ist die Partie Remis.} (39... Nxd5 $2 40. Qd8+
Kh7 41. Qxd5 {und gewinnt}) 40. Be4 (40. Qd8+ $1 Kh7 41. Qe7 $1 $15) 40... Nc4
(40... g6 $1 $17) 41. Nf2 Nxa3 {Dieser Mehrbauer hat noch keine Bedeutung, hat
Weiss doch genügend Kompensation in Form seines nun starken Freibauern.} 42.
Kg2 (42. d6 $1 Nc4 43. Bd5 $11) 42... Nc4 43. Bd3 Nd2 44. Qd8+ Be8 45. Qe7 Qd7
46. Qc5 {Solange der Gegner keine Angriffschancen hat, tut man gut daran, mit
einem Bauern weniger dem Damentausch auszuweichen.} Nb3 47. Qc4 Qb7 48. Bc2 Na1
(48... Na5 $1 $15) 49. Be4 (49. Bd1 $1 $11 {sperrt den Springer ein}) 49... Qb6
50. Qc8 Kf8 51. Bf5 {droht Ld7} Qb5 52. Qd8 Nb3 53. Kg1 $2 {Nach 53.d6! bliebe
alles im Lot, während nun Weiss in grosse Schwierigkeiten geraten könnte.} (
53. d6 $1 {Absicht d7 mit Gewinn} Nc5 {überdeckt das Feld d7} 54. Nd3 $1 Nxd3
55. Bxd3 Qd7 $11) 53... Nd2 $6 (53... Qb6 $1 $17) 54. Bd3 $6 (54. Qd6+ Kg8 55.
Bd3 Qb7 $15 {und der schwarze Vorteil ist bescheiden.}) 54... Qb6 (54... Nf3+
$1 55. Kf1 Qb6 $17) 55. Qxb6 axb6 {Die Lage hat sich geklärt. Der schwarze
Mehrbauer ist nicht wirklich wichtig. Hingegen stellt der weisse Freibauer auf
d5 eine leicht angreifbare Schwäche dar. Erschwerend fällt ins Gewicht, dass
Schwarz über den entfernteren Freibauer verfügt. Man muss deshalb die weisse
Stellung zumindest als stark verlustträchtig einschätzen.} 56. Ng4 $6 {
Wohl besser war 56.Sd1, wo sich der Springer näher am Damenflügel und dem
gegnerischen Freibauern aufhält. Nun sehe ich in der Schnelle keine Rettung
mehr für Weiss.} Bd7 57. Ne3 Ke7 58. Kf2 Kd6 {Im Endspiel wird der König zur
wichtigsten Figur, die sich nicht mehr verstecken muss, weil Mattgefahren nur
noch eine geringe Rolle spielen. Und in dieser vielfach schwierigen Spielphase
ist Wissen und technisches Können gefragt. Zudem zählt oftmals jedes Tempo
und feine Manöver erweisen sich als notwendig, um einen zäh sich
verteidigenden Gegner zu bodigen.} 59. f5 $2 {Das ist ganz bestimmt eine
schlechte Wahl, weil nun dem schwarzen König auch noch das Einbruchsfeld e5
überlassen wird.} b5 60. Ke2 Nb3 61. g4 Nd4+ {Es führen bereits mehrere Wege
zum Sieg. Auf systematische Art und Weise hätte hier 61...Sc1+ gefolgt von ...
Sxd3 den Kampf entschieden.} (61... Nc1+ 62. Kd2 Nxd3 63. Kxd3 Kc5 64. Kc3 Bc8
65. Kd3 Bb7 66. Ke4 b4 67. h3 b3 68. Kd3 Bxd5 $19) 62. Kd1 b4 {Freibauern sind
da, um nach vorne zu laufen.} 63. Kc1 Ke5 {Sofort 63...Kc5 ist kräftiger.} 64.
h3 Kd6 65. Kb2 Kc5 66. Bb1 Ne2 {Droht ...Sf4 mit Doppelangriff auf d5 und h3.}
67. Ba2 g6 {Unnötig umständlich anstelle von 67...Sf4, aber ebenalls
genügend für den Sieg.} 68. h4 Bb5 {Man sieht, wie die dem Weissen für
seine Figuren zur Verfügung stehenden Felder im weniger werden.} 69. d6 {
Noch die beste Verteidigung, indem der La2 aktiviert wird.} Nd4 {Fast, aber
nur fast, lässt Schwarz noch etwas anbrennen. Stärker ...Sc3 oder ...Kxd6.}
70. Bxf7 gxf5 71. Nxf5 {Mehr Widerstand leistet 71.gxf5, obwohl es am
schwarzen Sieg auch dann nichts zu rütteln gibt.} Nxf5 72. gxf5 Kxd6 73. Kb3 {
[#]} Kc5 {WICHTIG: Der schwarze Gewinnplan ist einfach: Er bringt seinen
Läufer nach d5 und besetzt so die wichtige Diagonale a2-g8. Kommt es auf d5
zum Tausch der Läufer, fällt zwar der schöne b4-Bauer. Doch kann dann der
schwarze König das Bauernendspiel einfach gewinnen, indem er die gegnerischen
Bauern am Königsflügel erobert. Der zu entfernt stehende weisse König kann
seinen Bauern nicht mehr rechtzeitig zur Hilfe eilen. Sollte Weiss seinen
Läufer vorzeitig aus der Diagonale a2-g8 entfernen, so dass der Läufertausch
vermieden wird, lässt sich unter Hergabe des b4-Bauern der f5-Bauer erobern,
und wiederum wäre der weisse König weitab vom Schuss, um den Vormarsch des
schwarzen Freibauern auf der f-Linie aufzuhalten. Abgesehen davon fiele auch
der weisse h-Bauer bald in die schwarzen Hände.} 74. Bg8 Bc6 75. Be6 {Die
alternative Gewinnvariante nach 75.Lh7 sollten Lernende schlicht einmal
durchspielen, um ein Gefühl für das Vorgehen zu bekommen.} (75. Bh7 Bd5+ 76.
Kb2 Kd4 77. Bg6 Be4 78. Kb3 Ke5 79. Kxb4 Bxf5 80. Bf7 Kd4 81. Kb5 Bd3+ 82. Kb4
f5 83. Kb3 f4 84. Bh5 Be4 85. Kb2 f3 86. Kc1 f2 87. Be2 h5 88. Kd2 Bg2 89. Bd3
f1=Q 90. Bxf1 Bxf1 91. Ke1 Bb5 92. Kf2 Ke4 93. Kg3 Bd7 94. Kf2 Kf4 95. Kg2 Kg4
96. Kh2 Kxh4 97. Kg2 Kg4 98. Kh2 h4 99. Kg2 h3+ 100. Kh2 Bb5 101. Kh1 Kg3 102.
Kg1 h2+ 103. Kh1 Bc6#) 75... Bd5+ $1 {Der Almeria 68000 erkennt richtig, dass
der Läufertausch zu einem leicht gewonnenen Bauernendspiel führt.} 76. Ka4
Bxe6 77. fxe6 Kd6 78. e7 Kxe7 79. Kxb4 Ke6 80. Kc4 Kf5 81. Kd3 Kf4 (81... Kg4
82. Ke2 Kxh4 {gewinnt ebenso}) 82. Ke2 Kg3 83. Ke1 Kg2 84. Ke2 f5 85. Ke3 Kg3
86. h5 {***AUFGEGEBEN***} 0-1
Geändert von applechess (23.02.2022 um 20:23 Uhr)
Grund: Typo
|