
Zitat von
hmchess
also ich sehe das eigentlich vom Grundsatz her anders.
In dieser speziellen Partie und ganz speziellen Situation tendiere ich inzwischen auch zum Remis und habe die Partie in meiner Datenbank inzwischen auch mit Remis bewertet. In diesem Fall aber speziell deshalb, weil erstens die Partie schon viele Züge lang vorher remislich war, und weil sich zweitens eben diese ganz extrem kuriose Situation ereignete.
Ansonsten bin ich durchaus der Meinung, wenn zwei Schachcomputer gegeneinander spielen, und einer überschreitet die Zeit, dann hat er verloren. Und klar, die Zeitüberschreitung muß dann der Bediener reklamieren.
Hallo !
Das ist Deine Meinung, Heiko, aber sie entspricht m.E. nicht den FIDE-Regeln für Aktivschachpartien. Da Du das grundsätzlich anders siehst, könntest Du mir bitte Deine Regelauslegung belegen ?
Worauf gründest du Deine unterschiedliche Meinung ? Mehr so ein allgemeines Gefühl - oder kannst Du das mit handfesten Paragraphen stützen ? In letzterem Falle, wäre ich sehr dankbar, wenn Du mir den entsprechenden Artikel nennen könntest.
Deine Entscheidung, die Partie des MM V gegen Maestro Remis zu geben, finde ich völlig regelkonform - und zwar nicht nur in diesem speziellen Fall, sondern generell.
Mal sehen, ob wir einen Konsens herstellen können:
1. Es handelt sich bei 30m/Partie um eine Schnellschachpartie: ja
2. Im Gegensatz zu Blitzpartien gilt dann Art. 10.2: ja
3. Danach hat der Spieler (in diesem speziellen Fall der MMV) bei weniger als 2 Minuten auf der Uhr das Recht den Schiedsrichter anzurufen und Remis zu beantragen: ja
4. Über diese Reklamation muß dann der Bediener entscheiden: ja
5. Turm gegen Läufer und Springer ist normalerweise remis (die entsprechende Stellung könnte man schnell in der 5-Steiner-Datenbank abgleichen): ja
Urteil: Wenn Ihr, wie ich, alle diese 5 Punkte mit ja beantwortet, dann kommt es zu gar keiner Zeitüberschreitung, sondern das Ergebnis der Partie muß lauten: Remis !
Nicht ausnahmsweise, sondern zwingend - wenn man sich an die FIDE-Regeln hält.

Zitat von
hmchess
Aber die Schachregeln sind nun mal so - es wird auch gegen die Uhr gespielt und die Zeiten müssen eingehalten werden. Auch von Schachprogrammen (-computern)
Nein ! Wie die Schachregeln sind, habe ich versucht mit den entsprechenden Hinweisen klar darzulegen. Wenn Du Deine Behauptung mit Regelvorschriften belegen kannst - nur zu - ich lasse mich gern überzeugen.
Viel wichtiger als die Zeit einzuhalten, ist es die Regeln einzuhalten ! Die FIDE-Regeln sind für Schnellschachpartien nun mal so - und nicht anders.
Wie bereits angeführt, besagt die Regel für Schnellschach: Wenn der Spieler, der am Zuge ist, weniger als zwei Minuten Restbedenkzeit hat, darf er, bevor sein Fallblättchen gefallen ist, remis beantragen. Er hält die Uhren an und ruft den Schiedsrichter herbei.
Von diesem Recht hätte der MM V bestimmt Gebrauch gemacht, bevor er die Zeit überschritten hätte. Mir ist völlig unklar, warum Ihr den Schiedsrichter erst dann zur Tat schreiten lassen wollt, wenn die Partie schon vorbei ist. Warum nimmt der Bediener seine Rolle als Schiedsrichter erst so spät ein ?
Der Schiedsrichter ist nach FIDE-Regeln schon zu dem Zeitpunkt gefragt, wo eine Partei weniger als 2 Minuten auf der Uhr hat und reklamiert.
Oder steht Ihr etwa auf dem Standpunkt: der Computer kann einen solchen Antrag 2 Minuten vor Partieende gar nicht stellen ? Aber dann später selbst Zeitüberschreitung reklamieren ?? Das passt doch hinten und vorn nicht und wäre völlig inkonsequent.
Niemand zwingt einen dazu, in privaten Partien sich dem FIDE-Kodex zu unterwerfen - nur muß man das auch klipp und klar sagen, daß man dann nach eigenen Regeln spielt.
Zweite Folgerung: es ist besser 30s/Zug zu spielen...

Zitat von
hmchess
Auch hier denke ich grundsätzlich anders: Ich nehme wann immer möglich die Einstellung 30 Minuten / Partie. Erstens, weil mir 30sec/Zug suspekt ist - da kann sich jeder Compi so viel Zeit nehmen wie er will, wer will das nachhalten? Heißt, es ist durchaus möglich, daß sich einer der beiden Kontrahenten deutlich mehr Zeit nimmt, als der andere. Und selbst, wenn es nur in ein oder zwei entscheidenden Situationen ist - genau das kann über den Ausgang einer Partie entscheiden! Und zweitens, da ich selber aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig und wichtig es ist, in einem Schachprogramm die Zeitverwaltung in Blitz- und Turnierpartien gut zu programmieren. Das ist wesentlich schwieriger, als man sich vorstellt und es entscheidet wiederum über den Ausgang von Partien. Das richtige Zeitmanagement ist in der Schachprogrammierung genauso wichtig, wie die Stellungsbewertung und die Baumsuche mit all ihren Raffinessen. Rechnet das Programm einmal zu lange und verbrät zu viel Zeit, die hinterher fehlt - oder einmal zu kurz, vielleicht nur 1 Sekunde, und übersieht dadurch einen wichtigen Zug - dann kann die Partie nur dadurch verloren sein. Obwohl das Programm vielleicht eigentlich von Bewertung und Suche her deutlich stärker als sein Gegenüber ist. Aber die Schachregeln sind nun mal so - es wird auch gegen die Uhr gespielt und die Zeiten müssen eingehalten werden. Auch von Schachprogrammen (-computern)
Das Zitat war leider etwas verkürzt widergegeben (die Zitatfunktion übernimmt wohl einfach keine Smileys), der Smiley macht einen kleinen, aber feinen Unterschied aus...
Ich wollte damit keineswegs eine ernsthafte Diskussion lostreten, ob nun 30s/Zug "besser" sei als 30m/Partie. Ich freue mich über jede Aktivschachpartie für unsere Liste, völlig egal, ob sie nun auf Level 30m/Partie oder 30s/Zug gespielt wird .
Aber wenn wir gerade schon beim Thema sind: ich spiele in der Tat lieber 30s/Zug, eben weil man diese Zeitnot-Regelprobleme elegant umgeht. Das Hauptargument hat aber Robert schon geliefert: praktisch kein "Oldie" verfügt über diese 30m/Partie sudden death-Stufe. Die aktuelle Aktivschachliste mit 207 Computern würde gehörig zusammenschrumpfen auf vielleicht 70 Geräte, wenn wir nur diesen sudden-death-Modus bevorzugen würden. Nick könnte sein U 1400-Turnier mangels Masse gleich einstellen, verfügt überhaupt ein einziges U1400-Gerät über diesen Level 30s/Partie ?
Wer wird denn päpstlicher sein als der Papst ? Ich finde es nicht notwendig mit der Stoppuhr in der Hand zu überprüfen, ob die Rechner jetzt die 30s/Zug exakt einhalten. Wie sollte das auch gehen ?
Übrigens, hast Du schon bemerkt, daß es einige Milano Pro-Modelle gibt, deren Uhr 3 Sekunden schneller läuft pro 1 Minute....das macht bei 30m/Partie ganz schön was aus...
Man sollte auch nicht übertreiben...

Zitat von
hmchess
Um das noch mal zu verdeutlichen: das richtige Zeitmanagement in einem Schachprogramm kann einen Unterschied von mehreren hundert Elo ausmachen!!!
Daran hege ich massive Zweifel, um nicht zu sagen: das ist m.E. völlig utopisch.
Es ist enorm schwierig ein Schachprogramm um 100 Elo zu verbessern, geschweige denn gleich um mehrere hundert Elo ! Dazu reicht als einziges Kriterium das richtige Zeitmanagement bei weitem nicht aus, den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und sehr guten Zeitmanagement würde ich <30 Elo beziffern.
Aber zu diesem Thema könnte man ja auch die richtigen Programmiererkoryphäen wie Stefan Meyer-Kahlen oder Chrilly Donninger befragen...
Viele Grüße
Hans-Jürgen